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Mahamandaleshwar Swami Sri Lalananda Puriji

LalanandjiIn Pava im Bezirk Nagaur (Rajasthan) lebte der spirituelle und fromme Sri Sunda Puriji aus der Goswami-Familie. Sein Sohn Lalananda, ein Neffe Mahaprabhujis, war ein hübsches und freundliches Kind. Ja, er glich in seiner Gestalt wie in seinem Wesen geradezu einem Engel! Bereits in ganz jungen Jahren fühlte er sich zu Gott hingezogen, betete, meditierte und besuchte Satsangs, wo er andächtig zuhörte.

Was ist ein Satsang oder was war er, bevor die Menschen von so hektischer Betriebsamkeit waren, wie sie es heute sind?

"Sat" ist Wahrheit und "Sang" ist Gesellschaft. Satsang ist also eine Gesellschaft, wo über die Wahrheit - über Gott - gesprochen wird.

Ein Satsang wird meist zur Verehrung einer personifizierten Gottheit gefeiert. Die spirituell Suchenden versammeln sich dabei in einem Tempel, einem Ashram oder einem privaten Haus, um geistliche Lieder, Bhajans zu singen. Die Leitung des Satsangs obliegt einem Swami, Priester, Gelehrten oder eine anderen spirituell erfahrenen Persönlichkeit. Diese hat die Aufgabe, jeden Bhajan Zeile für Zeile zu erläutern und die poetisch verklärte Sprache allgemein verständlich auszulegen. Meist dauert der Satsang die ganze Nacht hindurch. Bei Sonnenaufgang wird dann ein Gebet gesprochen und Prasad ausgeteilt.

Leider sind diese beglückenden, über die ganze Nacht andauernden Satsangs heute selten geworden. In den großen Städten trifft man sich etwa für eine Stunde, legt Schallplatten auf, anstatt zu singen, trinkt etwas Tee und geht dann nach Hause. Früher konnten die indischen Frauen auf dem Lande bei einer Feier drei oder vier Abende lang Gesänge vortragen, ohne ein einziges Lied zu wiederholen. Sie konnten zwar meist nicht schreiben und lesen, dafür aber wußten sie fast alles auswendig. Heute kennen die Mädchen in der Stadt nur ein paar Schlager, und kostbares Kulturgut fällt der Vergessenheit anheim. So geht in der heutigen Welt viel Wissen verloren, und den Menschen sind die Filmstars vertrauter, ja "heiliger" als die Heiligen und Philosophen ihres Landes.

Als Lalananda heranwuchs, gab es weder Kino noch Radio, und die Satsangs, die er so gerne aufsuchte, währten die ganze Nacht hindurch. Hellwach und aufmerksam saß er viele Stunden da, hörte zu und nahm all die Weisheiten in sich auf.

Bei einem Satsang, der von Mahant Dayal Puriji, dem Oberhaupt des Matha[1] von Kharadiya, abgehalten wurde, gelangte der kleine Lalanandji in Samadhi und verweilte die ganze Feier hindurch in dieser hohen Ebene spirituellen Bewußtseins.[2]

Staunend beobachtete Dayal Puriji den Knaben, um zu erklären:

"Bis jetzt konnte ich noch nie einen so tiefen und anhaltenden Zustand des Samadhi erreichen oder bei anderen beobachten. Was für ein Junge! Er muß in einem früheren Leben ein großer Heiliger gewesen sein."

Der Mahant beschloß, Lalanandji zu adoptieren und zu seinem Nachfolger heranzubilden. Er wußte, daß Lalanandji eines Tages der Ehrentitel eines Mahamandaleshwar[3] verliehen würde.

Mahant Dayal Puriji legte den Eltern von Lalanandji seine Pläne bezüglich ihres Sohnes dar und bat sie um die Erlaubnis, ihn mit sich in sein Kloster zu nehmen. Die gläubigen Eltern fühlten sich hochgeehrt und sagten:

"Herr, wenn du es wünschst, so nimm unser Kind mit dir. Wir alle sind Kinder Gottes und daher Brüder. Möge unser Sohn durch Gottes Gnade all die wunderbaren Dinge, die du für ihn im Sinne hast, erreichen."

 

Mahant Dayal Puriji führte Lalananda in den Matha von Kharadiya, wo er mit großer Sorgfalt, Weisheit und Liebe für die Erziehung des Kindes sorgte. Er war beglückt von dessen reinem, sanftem und friedvollem Wesen. Die Heiterkeit des Kindes strahlte überallhin aus und wärmte das Herz des alten Mannes, wann immer er es betrachtete. Später folgte Lalananda dem Mahant als Oberhaupt des Klosters nach, und bald darauf wurde ihm auch das ehrenvolle Amt eines Mahamandaleshwar übertragen - wie Dayal Puriji vorausgesagt hatte.

Sri Lalanandji erfüllte seine Pflichten gewissenhaft - doch mehr und mehr wurde ihm klar, daß ihm ein Letztes zu seiner inneren Zufriedenheit noch abging. Sein Herz sehnte sich nach einem Guru, einem selbstverwirklichten Meister.

Des öfteren besuchte er Mahaprabhuji in dessen Ashram, und die Worte Gurudevas begannen den leeren Platz in seinem Herzen auszufüllen. Eines Tages vertraute er sich völlig der Führung Mahaprabhujis an und bat:

"Herr, ich bin von großer Sehnsucht erfüllt, Dein göttliches Licht zu empfangen. Bitte erleuchte mein Herz."

Mahaprabhuji antwortete:

"Es sei so. Ich werde dich am Gurupurnima-Tag einweihen. An diesem Tag wirst du dein wahres Selbst erkennen."

Zu Gurupurnima, dem Vollmondtag des vierten Monats, also Ende Juni oder Anfang Juli nach dem abendländischen Kalender, suchte Lalanandji den Ashram bereits im Morgengrauen auf. Ehrfurchtsvoll begrüßte er Mahaprabhuji mit einem Gebet:

 

SRI DEEP DINA DAYAL PRABHUJI VANDANA

Oh Beschützer, Mahaprabhu Deep!
Dies ist mein Gebet zu Dir:
Führe mich über den Ozean der Maya,
befreie mich von den Fesseln der Welt!
Du bist der Befreier und Beschützer aller Heiligen;
Kapila, Kardama, Viyasa und Narada besingen Deinen Ruhm;
König Janaka, Shukra, Vashista und viele andere Weise verwirklichten Dich.
Die vier Veden, die achtzehn Puranas und alle anderen heiligen Schriften preisen die Gnade des Guru.
Den Sinnen unfaßbar, dem Verstand unergründbar,
durch Worte unvermittelbar bist Du
- unbegrenzt, ewig, unendlich und allwissend.
Du bist unwandelbare Liebe, Du bist der Ursprung.
Du bist im ganzen Universum gegenwärtig,
in allen Wesen, in Sonne, Mond und Sternen.
Deine Ergebenen führst Du zum wahren Dharma.
Du bist der manifestierte Brahman.
Du bist der Gott meines Herzens.
Lalananda sagt: Ich bin Dein Ergebener.
Gesegnet ist der Boden unter Deinen Füßen.

Und noch einen Bhajan sang Lalanandaji:

HO GURU SUKHA DHAMA SWAMI

Mein Guru und Meister,
Quell der Glückseligkeit, Ursprung der Welt,
ewige Freude und göttlichen Segen verströmend,
Du bist der Befreier, Du allein bist der Handelnde.
Du bist der Schöpfer des Universums, und zugleich Shiva,
unermeßlich und unbegrenzt, der Zerstörer der Tri-Tapah[4].
Die Veden nennen Dich den "Unbeschreiblichen".
Du bist der Erhalter, Beschützer und Erlöser der Welt;
Dir weihe ich mein ganzes Sein.
Dies Gebet widmet Lalananda Dir, Mahaprabhuji,
der Du mir so nahe bist.

Mahaprabhuji lächelte ihm wohlwollend zu und legte seine heilige Hand segnend auf Lalanandjis Haupt. Die göttliche Kraft Gurudevas durchdrang und erleuchtete dessen Herz und ließ ihn eins mit Allem sein. Dieses Gefühl verließ ihn nie mehr. Tag und Nacht brannte in Lalanandji die reine Flamme göttlicher Freude der Anwesenheit Gurudevas. Er hatte den Zustand der Vairagya erreicht, das vollkommene Gottesbewußtsein.

Lalanandji erhielt Guru Kripa, die Gnade des Guru: Durch einen einzigen Blick übermittelt ein göttlich verwirklichter Meister wie Mahaprabhuji seinem Schüler die Gnade der Selbstverwirklichung. Dazu bedarf es allerdings auch eines reinen und vollkommen ergebenen Schülers, der den Segen des Meisters in der Tiefe seiner Seele aufzunehmen vermag.

Kann ein gewöhnlicher Mensch je erfassen, was in diesem vorgegangen war? Lalanandji drückte es in einem Bhajan so aus:

 

KYA TUM JANO HAL HAMARA

Was wißt ihr schon von mir?
Mein Satguru schoß den Pfeil - er traf mich,
und meine Augen füllten sich mit Tränen.
Jede Faser in mir geriet in Schwingung, als das Wort des Wissens in mich drang.
Dieser Aufruhr des Herzens ist den Gelehrten nicht bekannt.
Mir schwanden die Sinne;
ich fiel zu Boden und mein Herz zerbarst.
Kein Arzt oder Richter kennt diesen Schmerz,
nur wer ihn selbst erfuhr, kann dies verstehen.
Ich fand den vollkommenen Meister, Gott Mahaprabhu Deep:
Er hat mich getroffen; er hat mich erweckt.
Der Pfeil seines Wortes traf mich und befreite mich von Zweifel und Unwissenheit.
Lalananda sagt: Nun bin ich frei von Sorgen; in mir ist die Sonne aufgegangen!

Lalanandji hat uns auch eine Hymne auf die Gnade seines Meisters hinterlassen:

SANTO ATMA DHAN KO PAYA

Ich fand den Schatz des Atma.
In seiner Gnade übermittelte mir der Satguru die Wahrheit.
Ich trage kein Ordensgewand, ließ mir auch nicht die Haare scheren. Weder mußte ich meine Ohren durchstechen,
noch mein Haar lang wachsen lassen.
Kein Tantras und magischen Mantras waren vonnöten.
Ich mußte meinen Körper nicht mit Asche bestreuen
und auch keine Höhle graben.
Ich fastete nicht, übte nicht Atemkontrolle und Asanas.
Ich pilgerte nicht nach Kashi oder zum Ganges, betete zu keinen Standbildern und vollzog keine Feuerzeremonien.
Allein durch die Gegenwart von Sri Deep Dayal bin ich von allen Karmas gereinigt. Ihn verehre ich immerdar.
Lalananda sagt: Dank dem Satguru, der mich vom Pfad des Irrtums befreite und mir den Weg zur Wirklichkeit wies!


Sri Lalanandji schrieb Hunderte von Bhajans und Gedichten, deren Gegenstand war meistens die Lobpreisung Mahaprabhujis, dem er zahllose herrliche Verse widmete. Andere Themen, die sie behandeln, sind die Seele, das Göttliche Selbst, über Wahrheit, Wirklichkeit, Religion und Yoga. Seine Gedichte sind in dem Buch "Sri Lalananda Bhajans Bodhah Prakash" ("Bhajans über das Licht der Wahrnehmungen Swami Lalanandas") gesammelt. Er schrieb in kunstvollem Hindi und Sanskrit. Seine Satsangs erlangten hohe Berühmtheit. Er wurde ein Laksharti genannt - ein Weiser, der sein Ziel erreicht hat und nun den Weg dorthin lehren kann. Bis in die königlichen Gesellschaftskreise hinein wurde er in hohen Ehren gehalten.

Am Ende seines Lebens vereinigte er sich durch seine yogische Kraft mit dem Höchsten Selbst und verließ im Samadhi die Welt.

  


[1]Matha = Kloster

[2]Es gibt verschiedene Ebenen des Samadhi, von denen einige in der Meditation oder manchmal auch spontan erreicht werden können. Diese bedeuten aber noch nicht Gottverwirklichung, sondern stellen nur Stufen auf dem spirituellen Weg dar. Erst in der höchsten Stufe, dem Nirvikalpa-Samadhi, erlangt der Aspirant Turiya (höchstes Bewußtsein), Moksha (Befreiung) und Selbstverwirklichung. Dieses höchste Samadhi kann nur durch die Führung eines Meisters und Guru-Kripa (Gnade des Guru) erlangt werden.

[3]Mahamandaleshwar = Oberhaupt mehrerer Klöster, Ordensvorsteher

[4]Tri-Tapah = drei Arten von Störungen:

- Adhy-Bodhik = Störungen aus der materiellen Welt

- Adhy-Devik = Störungen aus astralen Ebenen

- Adhy-Atmik = Störungen aus der Ebene der Tattvas (Elemente)

 

Nächstes Kapitel: Sri Devpurijis Mahasamadhi

Voriges Kapitel: Swami Brahmanandji Maharaj – der Meister der Musik

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