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Satsang zu Krishnas Geburtstag in Bola Guda

Diesmal hielt sich Mahaprabhuji zum Janmasti-Fest, der Feier anläßlich des Geburtstags Gott Krishnas, im Ashram zu Bola Guda auf. Der Kaufmann Seth Rup Chandaji aus Bhilwalia mit seiner Familie sowie Thakur Bhur Singhji und Pandit Jiva Rajaji aus Jait-Singh-Guda wollten Gurudeva aus diesem Anlaß aufsuchen.

Auf einem Ochsenkarren verließen sie abends ihren Heimatort. Ihr Weg führte durch ein Flußbett, das, normalerweise ausgetrocknet, jetzt Hochwasser führte. Denn es war die Zeit des Monsun. Die Tiere und der schwere Wagen versanken im Wasser und wurden von den reißenden Fluten mitgerissen. Wie sie so um ihr Leben fürchteten, riefen die Ergebenen zu Mahaprabhuji laut um Hilfe:

"Herr, wenn Du uns nicht aus diesem Fluß erretten kannst, welche Hoffnung haben wir dann, den Ozean der Unwissenheit zu überqueren? Bitte laß uns nicht in den Fluten untergehen, da wir uns gerade auf dem Weg zu Dir befinden!"

Aus tiefster Seele sangen sie gemeinsam das Mantra:

"OM PRABHU DEEP NIRANJAM SABADUKHA BHANJAN"

"OM Mahaprabhuji, strahlendes Licht, befreie uns von allem Übel!"

In diesem Augenblick geschah das Wunder: von einer unsichtbaren Kraft vorwärts gezogen, landeten die Ochsen mit dem Wagen wohlbehalten am anderen Ufer. Durchnäßt und noch zitternd von der soeben durchgestandenen Angst stimmten sie in ein freudiges Dankgebet ein, und setzten dann ihre Reise zu dem himmlischen Wohltäter fort.

Im Ashram angekommen wollten sie Mahaprabhuji ihren Dank ausdrücken, doch, noch bevor sie ein Wort sagen konnten, sprach Mahaprabhuji mit gespielter Strenge zu ihnen:

"Ist dies euer ganzes Vertrauen zu mir? Ich dachte immer, ihr wäret stark im Glauben, doch seid ihr voller Furcht! Ich bin immer mit euch, warum also sorgtet ihr euch um eurer Leben? Den Faden dieses Lebens hält Gurudeva in Händen. Nur er kann euch aus jeder Gefahr erretten."

Die ganze folgende Nacht hindurch hielten sie einen beglückenden Satsang. Im Innern des Ashrams erstrahlte die Wärme der Musik und der Hingabe, während draußen vom Himmel der kalte Monsunregen herabströmte. Als der Morgen dämmerte, wurden die Schüler hungrig. Doch gab es im Ashram nur eine offene Feuerstelle, auf der es jedoch wegen des ständigen Regens unmöglich war, etwas zuzubereiten. Einige wollten ins Dorf gehen und dort um warmes Essen bitten. Mahaprabhuji vernahm diese Gedanken, als wären sie ausgesprochen worden, und sagte:

"Es ist nicht notwendig, den Dorfbewohnern zur Last zu fallen. Bald wird der Regen aufhören, und es wird solange nicht weiterregnen, bis ihr gekocht und gegessen habt. Dann erst wird der Regen wieder kommen, um euer Geschirr abzuwaschen. Ich werde Gott Indra anweisen, eure Mahlzeit nicht zu stören!"

Sogleich hörte der Regen im Umkreis des Ashram auf, während er im Dorf unvermindert weiter herabströmte. Welch ein wunderbares Erlebnis! Während außerhalb Blitz und Donner ununterbrochen anhielten, kochten und aßen die Ergebenen ihre Mahlzeit ungestört im Trockenen. Als sie damit fertig waren, ließen sie ihr Geschirr einfach stehen und wie versprochen begann es wieder zu regnen, und die Teller wurden reingewaschen.

Gott nimmt die Verantwortung für seine Ergebenen auf sich

Am folgenden Tag, als sich die so reich Gesegneten bereit machten, wieder nach Hause zurückzukehren, nahm Mahaprabhuji Pandit Jiva Rajaji beiseite und bat ihn, noch einen Tag zu bleiben.

"Zu gerne täte ich dies", antwortete der Pandit, "doch leider rufen mich meine Pflichten zurück. Wie Du weißt, leite ich in unserem Ort den Tempeldienst und trage die Verantwortung für die pünktliche Ausführung der Pujas[1]. Nicht zuletzt beziehe ich daraus mein Einkommen."

Mahaprabhuji lächelte:

"Sorge dich nicht. Die Quelle deines Einkommens ist anderswo. Bleibe hier bei mir."

Natürlich konnte der Pandit als treuer Schüler die Bitte seines Meisters nicht abschlagen und blieb daher in Bola Guda.

Als aber die Leute aus Jait-Singh-Guda am nächsten Tag zur Morgenandacht den Tempel betraten, führte für sie, wie gewohnt, Pandit Jiva Rajaji die Zeremonie durch. Nach der Feier, als die Betenden sich zerstreuten, um ihrem Tagewerk nachzukommen - so erinnerten sich mehrere - verschloß er sorgfältig wie immer den Tempel und ging.

Als der Pandit nach einem Tag voll des Friedens an der Seite Gurudevas abends aus Bola Guda zurückkehrte, war er mehr als verwundert über die Fragen seiner Nachbarn:

"Wohin bist du heute morgen nach dem Gottesdienst so schnell verschwunden? Wir haben dich den ganzen Tag über nicht mehr gesehen."

Erst einmal sprachlos, blieb er ihnen die Antwort schuldig. Nach und nach wurde ihm klar, was geschehen war, und er erkannte die Wahrheit in den Worten, daß Gott alles für seine Ergebenen tut. So nimmt Gott wahrlich die volle Verantwortung für seinen Schutzbefohlenen auf sich, nimmt gar dessen Gestalt an und führt die täglichen Pflichten für ihn aus!

Pandit Jiva Rajaji selbst erzählte mir diese Geschichte. Auch schon in früheren Zeiten geschahen solche Wunder in unserem Land, wie das Beispiel des Sena Bhagat zeigt.

Sena Bhagat war Barbier am Hofe eines Königs, der an Lepra litt. Seine Aufgabe war es, täglich zu einer bestimmten Zeit im Palast zu erscheinen, um den König zu rasieren. Dieser hatte einen sehr grausamen Charakter, wie es des öfteren bei Menschen vorkommt, die über große Macht verfügen. Sena Bhagat indessen war von freundlichem, mildem Wesen und Gott selbstlos ergeben.

Eines Tages begegnete der Barbier auf seinem Weg zum Palast einigen Swamis. Ehrerbietig grüßte Sena Bhagat die heiligen Männer und fragte, ob sie heute ihre Mahlzeit schon eingenommen hätten. Für Sadhus, Swamis und Mönche ist es nämlich Sitte, ihren Lebensunterhalt Gott und ihren Mitmenschen anzuvertrauen. Als die Swamis also verneinten, sah der gottesfürchtige Sena Bhagat es als seine heilige Pflicht an, sie zu sich einzuladen.

"Es wäre mir eine große Ehre, wenn ihr zum Segen meines Hauses eure Mahlzeit bei mir einnähmet."

Sofort warf er seinen Tagesplan um und führte die Swamis zu seinem Haus, wo er ihnen ein reichliches Essen bereitete. Danach hielten sie Satsang. Schließlich bedankten die Sadhus sich bei ihrem Gastgeber und setzten ihren Weg weiter fort.

Der mit dem König verabredete Zeitpunkt war indes längst verstrichen und Sena Bhagat rechnete mit sicherer Bestrafung. Angsterfüllt lief er so schnell er konnte zum Palast, ohne zu wissen, was er zu seiner Entschuldigung vorbringen sollte. Zu seinem großen Erstaunen empfing ihn der Herrscher jedoch mit strahlender Miene und umarmte ihn sogar herzlich.

Sena Bhagat murmelte: "Entschuldigt meine Verspätung, oh Herr."

Der König aber hörte ihm gar nicht zu.

"Welche Wunderkraft ist dir zu eigen?" fragte er in freudiger Erregung. "Als du mich heute rasiertest, wurde ich durch deine Berührung von meiner Krankheit geheilt. Ich bin völlig genesen und werde dich reichlich belohnen!"

Was war geschehen? Für Sena Bhagats selbstlosen Dienst an den geweihten Dienern Gottes übernahm der Herr selbst dessen Platz und Pflicht. Wahrlich, edel ist die Gesinnung eines Bhaktas wie Sena Bhagat!

Die Erleuchtung eines Jaina[2]

Im Shivbagh-Ashram zu Bola Guda besuchte ein berühmter Jain Acharya[3] namens Sadhu Vijaya Suriji Mahaprabhuji. Zunächst begann er einen religiösen Disput, jedoch beschloß er, indem er Mahaprabhujis tiefe Weisheit erkannte, dessen Schüler zu werden. Mahaprabhuji sprach:

"Wahre Heilige des Jain sind jene, die der Illusion der Maya entsagen und Gott suchen. Wahrhaft große Seelen sind, welche Brahma-Gyana, das Wissen über Brahman, verwirklichen. Gottverwirklichung ist an diese Welt nicht gebunden und somit nicht von weltlicher Bildung abhängig. Hingegen werden gerade jene, die dem intellektuellen Wissen so viel Vertrauen schenken, oft von der Maya irregeführt. Gotterkenntnis kann nicht durch äußeren Schein, sondern nur durch Überwindung der inneren Begierden, Verhaftungen und Irrtümer erlangt werden. Wer sein Selbst im ganzen Universum erkennt, ist ein wahrer Jain. Er bekämpft niemanden und hält sich an die göttlichen Gebote. Asketische Übungen ohne Selbsterkenntnis führen nur zu Leid, nicht aber zur Verwirklichung. Nur Erkenntnis der Wahrheit kann das Leid der Welt überwinden."

Der Jain-Meister dachte bei sich:

"Ich war im Irrtum als ich zweifelte, in unserer Zeit einem Heiligen des Sanatan Dharma zu begegnen. Nun erkenne ich, daß Sri Mahaprabhuji ebenso groß ist wie mein Meister, Bhagwan Mahavir."

Ehrerbietig sprach er zu Mahaprabhuji:

"Ich dachte, im Kali Yuga gäbe es keine göttlichen Inkarnationen mehr, doch Du hast mir heute die Augen geöffnet, und ich erkenne, daß das ewige, göttliche Licht sich in jedem Zeitalter auf Erden manifestiert."

Mahaprabhuji fragte:

"Sage mir, ob die Erde im Kali Yuga eine andere ist als im Satya Yuga oder dieselbe?"

Der Jain-Acharya erwiderte:

"Sie ist dieselbe."

Mahaprabhuji sprach weiter:

"Ebenso wie Feuer, Wasser, Sonne und Mond manifestieren die Gottverwirklichten, Mahatmas und Rishis des Satya Yuga sich auch im Kali Yuga auf Erden, um das Dharma wieder einzusetzen und die Ergebenen zu beschützen. In jedem Zeitalter erscheinen Heilige und göttliche Inkarnationen.

Nichts gehört dir, halte dich an die Wahrheit und besinne dich auf Gott."

Der Jain Acharya dankte Mahaprabhuji für diesen Satsang und kehrte reich gesegnet nach Hause zurück.

 

 


[1]Puja = Zeremonie, Gottesdienst

[2]Jaina = Anhänger der Jain-Religion (im 5.Jh.v.Chr. von Bhagwan Mahavir gegründet)

[3]Acharya = Lehrer, Gelehrter

 

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