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Der letzte Besuch bei der Heiligen Mutter

mataji_smallWährend eines Satsangs im Shivbagh Ashram unterbrach Mahaprabhuji plötzlich seine Rede, schloß für einige Minuten die Augen und kehrte seinen Blick nach innen. Dann sagte er zu den Versammelten:

"Ich muß mich unverzüglich nach Hari Vasani begeben. Meine Mutter, die sich bald von dieser Welt verabschieden wird, erwartet mich. Vor zwölf Jahren gab ich ihr das Versprechen, in ihrer letzten Stunde bei ihr zu sein."

Bevor die Ergebenen die Bedeutung seiner Worte erfaßt hatten, war Mahaprabhuji bereits aufgebrochen. Viele eilten ihm nach, um ihn zur Bahnstation zu begleiten, und einige, unter ihnen Sri Swami Shankar Puriji, fuhren mit ihm.

In der Bahnstation von Bari Khatu wurden sie von Thakur Revat Singh und anderen Ergebenen, die die Nachricht von Mahaprabhujis bevorstehender Ankunft erhalten hatten, erwartet. Glücklich über ein Wiedersehen nach so langer Zeit, baten sie ihn sogleich um einen Satsang. Von seinen nektargleichen Worten fühlten sie sich mit neuem Leben erfüllt, gleich einem ausgedörrten Garten, auf den nach langer Trockenheit endlich Regen fällt.

Dann jedoch sagte Mahaprabhuji sanftmütig zu ihnen:

"Ich muß nun zu meiner Mutter gehen. Sie denkt an mich mit jedem Atemzug. Ich habe ihr versprochen, an ihrer Seite zu sein, wenn sie diese Welt verläßt, und das wird übermorgen geschehen. Nichts gehört euch, haltet euch an die Wahrheit und besinnt euch auf Gott!"

Alle, die am Satsang teilgenommen hatten, begleiteten ihn auf dem etwa fünf Kilometer weiten Weg zu seiner Geburtsstadt Hari Vasani. Dort wurden sie von weiteren Bhaktas erwartet, und ein großer Pilgerzug geleitete Mahaprabhuji zu seinem Elternhaus.

Feierlich war die Stimmung, als er vor seine Mutter trat und ihr seinen Gruß entbot: "Sei gegrüßt, Heilige Mutter!"

Beim Anblick ihres göttlichen Sohnes füllten sich die Augen Srimati Chandan Devijis mit Freudentränen, und sie sprach:

"Welch ein Segen für mich, daß Du gekommen bist! Nun bin ich frei von allen Bürden und Sorgen."

Mahaprabhuji aber sagte:

"Mutter! Solltest du irgendeinen Wunsch haben, so laß es mich bitte wissen."

Sie erwiderte:

"Wie könnte in meinem Herzen noch ein Wunsch sein, wo ich einen Sohn wie Dich habe? Dein Dasein ist die Erfüllung all meiner Wünsche."

Für alle Besucher wurde Essen aufgetragen, und durch den ganzen Tag und die folgende Nacht hindurch wurde ohne Unterbrechung Satsang gefeiert, erfüllten Gesang und Gebet das ganze Dorf. In den frühen Morgenstunden, dem Brahma-Muhurta des nächsten Tages, blickte die Heilige Mutter ihren Sohn an und sprach:

"HARI HI OM![1] Möge meine Seele in Deine göttliche Welt eingehen, damit ich so wie jetzt für immer bei Dir sein kann."

Und ihre Seele nahm Abschied von dieser Welt, um sich auf ewig mit Gott zu vereinen.

Die Gläubigen sangen inniglich die traditionellen Gebete und gaben in einer großen Prozession dem auf einer blumengeschmückten Bahre gebetteten Körper Srimati Chandan Devijis das letzte Geleit, bevor er gemäß vedischer Sitte verbrannt wurde. Noch mehrere Tage lang wurde der Satsang fortgesetzt.

 

Worin besteht unsere Pflicht gegenüber unseren Eltern?

Mahaprabhuji pflegte zu sagen, wir sollten ihnen gehorchen und sie stets ehren, die uns das Leben schenkten. Daß sie uns zur Welt brachten und für uns sorgten, als wir klein und hilflos waren, danken wir ihnen lebenslang mit liebevoller Fürsorge und in Ergebenheit. Ehrt und achtet sie als Jugendliche, als Erwachsene gebt ihnen alles, was sie benötigen!

Indem wir nun auch nach den Pflichten der Eltern fragen, so lehrt das Buch der Jainas, das "Ratan Sar", nur diejenigen sollten Kinder in die Welt setzen, die sie auch in spiritueller Geisteshaltung aufzuziehen imstande seien. Liebt eure Kinder und respektiert sie als selbständige Persönlichkeiten! Erzieht sie nach den Grundsätzen von Freiheit, Toleranz und Spiritualität und weckt in ihnen das Streben nach Gottverwirklichung. Versäumt ihr das aus Unvermögen oder absichtlich, so begeht ihr schweres Unrecht, indem ihr eine Seele zu menschlichem Leben bringt, sie dann aber in Unwissenheit belaßt.

 


[1]HARI HI OM (gekürzt: HARI OM) = Grußformel mit der Bedeutung "Gott ist OM".

 

 

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