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Ashram in Ahmedabad

In Ahmedabad wohnte ich bei Dr. R. D. Desai, dem Direktor der Kunst­­akademie. Täglich hielt ich Satsang und nach einiger Zeit dräng­ten mich meine Schüler, in Ahmedabad einen Ashram zu gründen. Ihr Enthu­siasmus wuchs beständig, und täglich erschienen mehr Menschen zum Satsang. Auch einige einflußreiche Leute in der Stadt zeigten sich an einem Ashram interessiert. Man stellte mir ein Stück Land in Aus­sicht, und ich wählte einen Platz etwas außerhalb der Stadt, nahe der Hauptstraße. Der Ashram wurde errichtet und er­hielt den Namen Sri Deep Madhav Ashram. Das Interesse an Maha­prabhujis Lehre war hier wirklich außergewöhnlich groß.

Einmal sprach ich mit dem Ministerpräsidenten von Gujarat, Sri Bal­want Rai Mehta, über den Ashram und andere Angelegenheiten, als die­ser ein wenig herausfordernd meinte:

"Swamiji! Würdest du mir eine Frage beantworten?"

"Natürlich", antwortete ich.

"Als Swami hast du dein Heim verlassen und allem entsagt; nun er­richtest du aber hier einen Ashram, der ja auch eine Art Heim ist. Wie läßt sich dies miteinander vereinbaren?"

Ich erklärte daraufhin:

"Der Ashram eines Swami ist eine Art Klinik. Der Swami ist der Arzt, der an diesem Ort die Krankheiten aus Leidenschaft, Zorn, Hab­sucht, Gier, Haß, Eifersucht, Sorgen und Komplexen behandelt.

 

Der Ashram ist Schule des Geistes, der Swami der Lehrer. Er lehrt mensch­­liches Dharma, geistige Erkenntnis und Wissen über das Selbst.

 Der Ashram ist geistiger Gerichtshof, und der Swami der Richter. Er rich­tet über Wahrheit und Unwahrheit im Leben jener, die zu ihm kom­men. Er durchschaut die Gesetze des Karma und weist den Weg, wie man dem Gefängnis von Tod und Wiedergeburt entrinnen kann.

Der Ashram ist kein gewöhnlicher Ort. Er ist ein Zentrum geistiger Be­freiung."

Darauf meinte der Minister:

"Dies klingt zwar alles sehr schön, erscheint mir aber als zu vage. Um ein Beispiel zu nennen: Ein Arzt wendet sein Wissen an, um Krank­heiten zu behandeln und zu heilen. Ingenieure konstruieren Brücken, Straßen, Flugzeuge, Radios und Fernsehapparate. Welchen kon­kreten Beitrag leistet nun ein Heiliger wirklich für die Welt?"

Ich antwortete:

"Es ist ein Irrtum, wenn die meisten Menschen die Wissenschaft der Spiri­tualität geringer schätzen als medizinische Leistungen oder tech­ni­sche Errungenschaften, ist sie doch in Wirklichkeit weitaus bedeut­sa­mer. Der geistige Arzt öffnet das innere Auge, damit es Gott er­blicke. Er öffnet die inneren Ohren, die Gottes Stimme hören können. Er verleiht dem Glauben starke Arme und Beine, auf daß er den Gipfel des höchsten Bewußtseins zu erklimmen vermag. Er heilt viele Krank­heiten der Seele - manchmal auch des Körpers - die kein anderer hei­len kann. Der Ingenieur des Geistes ebnet die Straße, die das Indivi­duum mit dem Kosmischen Selbst verbindet. Er errichtet die Brücke der Wahrheit über den breiten Fluß der Unwissenheit. Mit seinen inspi­rie­renden Worten kann er den Geist des Menschen erheben und zu Gott fliegen lassen. Mit seinen geistigen Kräften kann er Vergan­gen­heit, Gegenwart und Zukunft in Eins sehen und an jeden Punkt des Uni­ver­sums gelangen."

Der Ashram wuchs und vergrößerte sich. Die göttliche Kraft Maha­prabhujis wirkt dort auch heute ohne Unterlaß, und Ahmedabad hat viele wahre Schüler des Lichtes.

Zwei amüsante Anekdoten aus Ahmedabad möchte ich noch be­rich­ten.

 

Eines Nachts war ich allein im Ashram und schlief, als Einbrecher ein­­dringen wollten. Doch plötzlich sahen diese sich drohenden Schlan­­­gen gegenüber, worauf sie voll Schrecken die Flucht ergriffen. Ich hatte von alledem nichts bemerkt. Erst einige Tage später hörte ich davon, daß die Leute von mir als Zauberer und Schlangenbe­schwörer spra­chen. Obwohl das Erscheinen der Schlangen nicht durch mich, son­dern durch Mahaprabhuji, der über mich wachte, verursacht wurde, bin ich Ahmedabad noch heute als der "Swami, der sich Schlangen hält", bekannt.

In den Schriften steht, daß der einer Person zukommende Platz re­spektiert werden soll. Der Sitz eines Richters, Lehrers oder Präsi­den­ten steht nur diesem zur Verfügung, ebenso soll der Sitzplatz oder das Bett eines Meisters nicht von anderen benutzt werden.

Einer meiner Schüler wohnte einige Zeit im Ashram. Als ich eines Abends in der Stadt Satsang hielt, erwartete er mich erst am näch­sten Tag zurück, und legte sich in meinem Bett schlafen. Kaum hatte er die Augen geschlossen, da fühlte er, wie das Bett sich zur Seite neigte, und fand sich alsbald auf dem Fußboden wieder. Er verstand, daß er sich nicht in das Bett seines Meisters hätte legen dürfen. Als ich zurückkam, erzählte er mir sein Erlebnis und bat um Verzeihung.

 

 


 

Nächstes Kapitel: Die zweite Reise nach Assam

Voriges Kapitel: Satsang-Reisen

Übersicht: Die Verbreitung von Mahaprabhujis Lehre

 

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